Für unsere kleine Melissa

 

Melissa 53cm 3800g

Geboren am 21. April 2004 15.10 Uhr

Verstorben am 22. April 2004 7.56 Uhr

Und das ist unsere Geschichte:

Unsere Mausi war geplant und es hat sofort beim ersten Versuch geklappt!

Zumindest hat es der Schwangerschaftstest angezeigt. Doch meine FÄ konnte in der Gebärmutter nichts finden und schickte mich gleich mit Verdacht auf Eileiterschwangerschaft in die Klinik. Nun folgten fünf l a n g e Tage Hoffen und Bangen. Und am sechsten Tag, vor der Bauchspiegelung konnte man bei der Voruntersuchung am Ultraschall diesen klitze-kleinen Punkt sehen. Mir sind die Tränen gelaufen un d ich war sofort verliebt!

Von nun an war die Schwangerschaft fast problemlos. In der zehnten Woche bekam ich leichte Blutungen und wir sind sofort zum Notarzt, der uns dann aber beruhigte. Dem Baby ging es gut und wir konnten das erste mal zusammen sehen, wie das kleine Würmchen zappelte. Die Zwischenblutungen konnten mit Magnesium gestoppt werden.

Wir fingen an, uns auf das Leben zu dritt zu freuen! Es gab nichts schöneres, als dadrüber zu reden, zu träumen und einfach nur glücklich sein!

Wir sind dann auch zeitig umgezogen und haben zusammen das Kinderzimmer eingerichtet. Ich war nur noch am Einkaufen und Bestellen! In der 23en Woche erfuhren wir, daß es ein Mädel wird! Eine süße kleine Maus! Die man auch schon ganz deutlich spüren konnte!

Mein Mann ölte meinen Bauch jeden Tag ein und sprach mit unserer Maus. Er hat mich auf Händen getragen und kümmerte sich immer ganz lieb um mich. Ich habe jeden Tag genossen, es war ein wunderschönes Gefühl, die Mausi im Bauch zu spüren und zu sehen, wie schnell sie wuchs.

Gegen Ende der Schwangerschaft konnte ich es kaum noch erwarten, daß es losgeht. Ich hatte schon fast 25 Kilo zugenommen und es war nicht mehr so ganz angenehm.

Der Termin war am 14 April. Es tat sich nichts und ich mußte von da an jeden zweiten Tag zur Untersuchung.

Am Freitag, den 16 April waren die Herztöne sehr regelmäßig. Die Maus hat geschlafen und ließ sich nicht wecken. Daraufhin hat meine FÄ mich in die Klinik eingewiesen zum Belastungstest. Diesen hat die Kleine bestanden und ich sollte am Samstag entlassen werden. Wir haben den Arzt gebeten die Wehen einzuleiten, doch er sagte; zwei Tage nach dem Termin wird nicht eingeleitet, erst nach zehn Tagen...

Am 19 (Montag) abend bekam ich Wehen. Sie wurden immer heftiger und Dienstag früh sind wir dann in die Klinik. Erst gegen Mittag bin ich dann endlich von einer sehr jungen Ärztin untersucht worden. Um sechs Centimeter hat sich der M uttermund geöffnet! Wow, hab ich gedacht, waren die Schmerzen doch nicht umsonst gewesen!

Sie schickte uns in den Kreissaal und die Hebamme erklärte uns die unterschiedlichsten Stellungen und Hilfen bei der Geburt. Ich war so sehr mit meinen Schmerzen beschäftigt, daß mich all das gar nicht interessierte. Zwei Stunden später untersuchte mich die Hebamme und hat festgestell, daß der Muttermund noch gar nicht geöffnet war! Wie kann das sein? Die ganze Nacht und mittlerweile der ganze Tag Wehen und es hat sich nichts getan? Ich war so wütend! Vor allem auf die Ärztin.

Abends bekam ich ein Zäpfchen, damit die Wehen aufhören und ich die Nacht schlafen konnte.

Am Mittwoch, den 21 April bekam ich vormittags PDA gelegt und gleich danach sind die Wehen eingeleitet worden. Ruck-zuck war der Muttermund auf sechs Centimeter.

Und plözlich wurden die Herztöne schlecht. Sie gingen runter auf 110 und gleich wieder hoch auf 180. Wenige Minuten später lag ich auf dem Op -Tisch und die Mausi ist per Kaiserschnitt geholt worden.

Zwei mal ganz laut und kurz hintereinander hat sie geschrien! Und schon ist sie rausgetragen worden. Mein Mann gleich hinterher, doch die Mausi ist gleich in die Kinderklinik mitgenommen worden. Der Arzt, der mich operierte, sagte mir dann noch:" sie ist so ein großes Kind, machen Sie sich keine Sorgen! "

Im Aufwachraum bin ich ständig eingenickt. Zwischendurch habe ich meinen Mann rausgeschickt zum telefonieren und er sollte die Melissa mit der Videokamera aufnehmen, damit auch ich sie so schnell wie möglich sehen konnte.

Er wurde weggeschickt, er soll noch mal in ner halben Stunde kommen. Nach ner halben Stunde durfte er wieder nicht zu ihr. Und als er beim dritten mal weggeschickt wurde, war uns klar, daß da irgendwas nicht stimmen konnte. Nach drei Stunden hat der Kinderarzt meinem Mann erklärt, daß unsere Mausi eine sehr schwere Lungenentzündung hat und daß alles erdenklich mögliche gemacht wir d, um ihr das Atmen zu erleichtern.

In meinem Zimmer auf der Station haben schon unsere Eltern auf uns gewartet. Mit Blumensträußen und Glückstränen. Wir sollen uns keine Gedanken machen, so was ist nicht ungewöhnlich.

Es war schon Abend und meine Beine waren immer noch betäubt, da klingelte das Telefon. Es war so leise im Raum, daß ich jedes Wort mithören konnte, obwohl mein Mann den Hörer abnahm. "Ihrer Tochter geht es sehr schlecht, bitte kommen Sie schnell"

Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Von da an, hab ich den Abend und die Zeit danach als die schlimmste in meinem Leben in Erinnerung.

Ich konnte nicht zu ihr, da meine Beine noch betäubt waren, also ist mein Mann alleine hin. Als er zurück kam, (ich vergesse nie sein Gesicht) schaute er mich an und sagte: wir müßten beten. Und wenn die Mausi die heutige Nacht schafft, hat sie gute Chancen weiter zu leben.

Wir beteten und weinten ununterbrochen. Nachts um eins konnte ich in den Rollstuhl und ich konnte endlich meinen kleinen Liebling sehen!

Der Anblick war schrecklich! Sie lag regungslos da und all die Schläuche...

So ein wunderschönes Mädchen! Ein großes, süßes, pummeliges Baby! Das runde Gesicht hat sie von mir! Und die großen Augen, mit denen sie mich nie anschauen konnte, auch! Das Näschen und das Kinn eindeutig von meinem Mann! Und lange, dunkle Haare! Und genauso hab ich sie mir während der gesamten Schwangerschaft vorgestellt!

Der Kinderarzt sagte zu dem Zeitpunkt, daß es ihr sehr viel schlechter geht, wie die Stunden zuvor, und daß sie auch unter anderem Schlafmittel bekommt, damit sie nicht so leiden muß. Schon da wußte ich, daß sie es nicht schafft, doch die Hoffnung stirbt zuletzt...

Um sechs Uhr morgens mußten wir uns von ihr verabschieden.

Ich weiß bis heute nicht, wie ich all das überstehen konnte. Der Schmerz ist unglaublich! Ich danke meinem Mann vom Herzen! Für all seine Liebe und die Stärke. Ohne Ihn wäre ich aus dem Fenster gesprungen.

Es sind jetzt fünf Wochen her. Wir gehen sie jeden Tag am Friedhof besuchen und vermissen sie so unendlich! Unser einziger Trost, daß wir uns vielleicht wiedersehen

und dann alles nachholen!

Meine liebste Melissa-Maus,

Ich hoffe, daß es Dir gut geht, dort wo Du jetzt bist!

Ich hoffe, daß Du nicht alleine bist!

Ich hoffe, daß ich Dich wiedersehen darf.. irgendwann.

Ich hoffe, daß Du mir irgendwann verzeihen kannst, daß ich Dir all die Qualen nicht ersparen konnte, und das ich dich nicht im Arm halten konnte, als Du mich am meisten gebraucht hast!

Ich möchte, daß Du weißt, daß ich Dich über alles liebe und Dich niemals vergessen werde! Nichts und niemand wird Dich je ersetzen können!

In ewiger Liebe Mama und Papa